18 Monate später steht man aufgrund von Corona eigentlich immer noch auf der Startlinie. Das Coronavirus soll aber jetzt nicht das große Thema in diesem Interview werden, Jetzt steht die neue Saison vor der Tür und wir haben mal die aktuelle Situation beim Chefcoach hinterfragt.
Conni, 2020 stand noch U19-Trainer Robert Ayensu-Ayisi mit dir an der Seitenlinie. Robert ist offensichtlich nicht mehr an deiner Seite. Wer ist heute dein Co-Trainer?
Hallo erst einmal. Ja, Robert hat eine beruflich sehr hohe Belastung. Er hat gehofft das alles hinzubekommen.Leider hat er dann sehr früh gemerkt, dass er körperlich und gesundheitlich über den Grenzen liegt. Robert bat mich dann gebeten zukünftig auf seine Hilfe zu verzichten. Diesem haben wir natürlich entsprochen. Robert ist ein toller Typ. Ihm ist die Entscheidung sehr schwer gefallen. Wir freuen uns wenn er trotzdem zwischendurch mal vorbei schaut. Und auch so haben wir natürlich weiterhin Kontakt. Wir sind mit zwei Co-Trainern in die Saison gegangen. Aktuell ist Yassin Karabulut dabei. Besonders freue ich mich das auch Helge Ide aktuell hilft. Nicht nur als Torwarttrainer sondern auch als Co.
Trainingsauftakt am 24.07.2020, vl. Helge Ide, Frank Conradi und Robert Ayensu-Ayisi
Einige Fans haben bei der Vorstellung neuer Spieler schon mal vor Freude mit der Zunge geschnalzt, du hast da schon einige Granaten um dich versammelt. Was können die Fans erwarten, Hurra-Fußball der die Fans schon immer begeistert?
Der gesamte Vorstand hat mit Thomas und mir im Januar zusammen gesessen. Wir alle waren mit der doch sehr kurzen Corona-Vorsaison nicht so ganz glücklich. Ich habe erstmals eine Mannschaft übernommen, die ich vorab kein einziges mal habe spielen gesehen. In der Analyse haben wir dann gemeinsam überlegt, was wir verändern wollen. Da ging es zu allererst natürlich darum welchen Fußball ich als Trainer gerne spielen möchte. Und so haben wir uns entschieden die Mannschaft gezielt zu verstärken. Ein Lob an alle die versucht haben meine Vorstellungen umzusetzen. Insbesondere Thomas hat sich in unzähligen Gesprächen, Telefonaten etc voll reingehauen. Mit dem aktuellen Kader bin ich sehr zufrieden. Insbesondere haben wir einen sehr guten Teamspirit. Mir als Trainer ist natürlich bewusst was unsere Fans, Gönner und Sponsoren gerne sehen. Wichtig ist das alle erkennen das unser Team bereit ist immer alles zu geben. Alles für den Verein. Ich erwarte von meinem Team das Sie genau dieses beherzigt. Denn dann glaube ich das unsere Fans auch mal mit einer Niederlage zurecht kommen.
Unser Sportlicher Leiter, der Thomas Presshoff und auch du, sind ja bekannt dafür, gerne auch junge talentierte Spieler zu integrieren. Jetzt zieht es junge Spieler aber eher in die Landes- oder Westfalenliga. Hattet ihr da einen Plan und ist der aufgegangen?
Der Umbau der Mannschaft in ein ganz junges Team fand ja vor meiner Zeit statt. In der Saison vor mir und auch in der letzten Saison hat man aber erkannt das eine gewisse Erfahrung ebenfalls von Nöten ist. Daher haben wir nunmehr eine etwas bessere Mischung. Aber wenn man mal genauer hinsieht haben wir in fast allen Spielen bisher immer eine hohe Anzahl an Spielern in der Elf die gerade einmal 20 Jahre oder jünger sind. Diese wird auch zukünftig der Weg von Sportfreunde Wanne sein. Ein Beispiel hierfür ist unser Neuzugang Djamal aus der U19 von Wattenscheid 09.
In der letzten Saison sah es für unsere 2. Mannschaft nicht so toll aus. Jetzt steht mit Janto und Benny aber ein neues Gespann an der Seitenlinie und es ist Aufbruchstimmung zu spüren. Welchen Einfluss hast du als Cheftrainer und wie kann der Verein von der neuen Situation profitieren?
Zuerst einmal macht es richtig Spaß mit Janto und Benny zusammen zu arbeiten. Gemeinsam versuchen wir beide Teams zusammen zu führen. Ob es durch ein gemeinsames Turnier im Trainingslager ist, Trainingsspiele oder einfach auch nur bei einem Getränk nach dem Training. Wir müssen diese ewige Grenze "wer ist Spieler der ersten Mannschaft, wer ist Spieler der zweiten Mannschaft" in Wanne endlich aufbrechen. Wir alle sind Trainer und Spieler von Sportfreunde Wanne. Unser gemeinsames Ziel muss es sein am Wochenende zwei starke Mannschaften aufs Feld zu schicken . In der aktuellen Vorbereitung haben wir schon mehrfach Unterstützung aus unserem Reserveteam benötigt. Und alle Jungs die bei uns waren wurden sehr gut aufgenommen und haben sich super präsentiert. In der Meisterschaft wird es nicht anders sein. Ich benötige keine zehn Reservespieler auf der Bank. Ich werde dann den ein oder anderen Spieler zu Benni und Janto geben. Es ist doch schöner dort selber 90 Minuten zu spielen als vielleicht 90 Minuten nur auf der Bank in der ersten Mannschaft zu sitzen. Dazu kommt das uns ja auch nur eine Spielklasse unterscheidet.
Bei deiner Vorstellung an der Wilhelmstraße hast du klar erklärt, dass du mit deinem Team immer ganz oben stehen möchtest. Du weist ja wie es geht und wie es sich anfühlt. Ist der Meistertitel für die kommende Saison das Ziel?
Ich glaube das von 16 Trainern in einer Liga meistens 2-3 Trainer als Ziel den Klassenerhalt vorgeben. Alle anderen hoffen irgendwie oben mitzuspielen. Eine Meisterschaft kann man nicht planen. Schon gar nicht nach den letzten beiden abgebrochenen Spielzeiten und einer 7 monatigen Pause. Wir stehen vor einer langen Saison in der vieles passieren wird. Verletzungen, Sperren oder auch berufliche Veränderungen bei Spielern. Darum halte ich mich mit Saisonzielen immer zurück. Wir sollten nicht vergessen woher wir kommen. In der Saison vor mir spielte das Team gegen den Abstieg. Im letzten Jahr waren wir nach 7 Spieltagen im Niemandsland der Tabelle. Wir müssen in der neuen Saison einfach die nächsten Schritte gehen.
Neben dem rein sportlichem Ziel stecke ich mir persönlich aber auch weitere Ziele. Zum Beispiel die Zusammenarbeit mit unserer Reserve. Oder eine stärkere Bindung zu unseren Spielern der alten Herren. Aus den Teams sind immer viele Spieler auch Zuschauer bei unseren Spielen. Ich möchte das dort eine Bindung entsteht. Es sind nicht einfach nur unsere alten Herren. Es sind Zuschauer, Fans und Helfer. Im Trainingslager haben wir ein gemischtes Spiel gemacht und im Anschluss gemeinsam gegrillt. Dieses ist ein erster Schritt. Beide Seiten müssen noch weiter aufeinander zugehen. Denn dann entsteht etwas das meiner Truppe am Sonntag nochmals einige Körner mehr gibt um erfolgreich zu sein. Nach dem Pokalspiel gegen Sodingen bekam ich eine Gänsehaut als sich das Team mit Beifall bei den Fans bedankte. Zu diesen Fans gehörten auch Spieler unserer Reserve, unserer alten Herren. Und meinem Team tat der Beifall der zurück kam ebenfalls sehr gut. Mit der Einstellung und Leistung auf dem Platz waren nicht nur wir Trainer zufrieden. Das hat man sehr deutlich gespürt.
Duzen dich eigentlich die Spieler?
Das ist eine gute Frage. Meine Spielern sprechen mich mit Trainer oder Coach an. Das gebe ich so vor. Nicht mit meinem Namen. Da geht es mir um eine gewisse Distanz die einfach da sein muss. In meinen Anfangsjahren als Trainer habe ich Mannschaftsabende und Abschlussfahrten mit dem Team gemeinsam gemacht. War als Trainer immer mittendrin. Diese passiert mir heute sicherlich nicht mehr. Man muss dem Team und jedem Spieler auch die Freiräume geben und nicht immer das Gefühl haben „ oh….das sage ich jetzt besser nicht weil der Trainer da ist“. Mir ist wichtig das jeder einzelne Spieler weiß, dass sein Trainer da ist wenn er Hilfe benötigt. Da geht es nicht immer nur um sportliche Dinge. Ich stehe zu jedem einzelnen Spieler und jeder hat mein volles Vertrauen.
Gibt es etwas was dir besonders gefällt bei den Sportfreunden in Wanne-Eickel?
Ja das gibt es wirklich. Ich lege sehr viel Wert auf ein gemeinsames Miteinander der Spieler untereinander. Nach dem Training oder Spiel noch gemeinsam etwas Zeit miteinander zu verbringen ist mir als Trainer sehr wichtig. In Zeiten von sozialen Medien, PlayStation etc kommt in vielen Vereinen dieses einfach zu kurz. Sportfreunde Wanne bietet nach jedem Training die Möglichkeit diese sehr einfach umzusetzen. Dank Inge ist unser Verkaufsstand bei jedem Training, egal wie oft in der Woche, geöffnet. So kommt es automatisch zu Kontakten mit Zuschauern, Verantwortlichen und den Spielern untereinander. Gemütlich vor dem Verkausstand zu sitzen. Das gibt es so sicherlich nicht in vielen Vereinen.
Trainer zu sein ist sicher nicht immer einfach. Was ist da für dich der Anreiz oder Spaßfaktor?
Der Spaßfaktor an sich ist natürlich der Fußball selber. Seit meinem 5. Lebensjahr betreibe ich diesen Sport in Vereinen. Und irgendwo hat mich dieser Trainerjob gepackt. Ich war ja bereits mit 32 Jahren das erste mal als Coach aktiv. Ich hatte das Glück zu meiner aktiven Zeit unterschiedlichste Trainertypen kennengelernt zu haben. Und irgendwie nimmt man von jedem etwas mit. Dinge die man selber super findet oder auch Dinge die ich als Trainer niemals so machen würde. Am meisten geprägt hat mich ein Trainer der sehr viel Wert auf Disziplin gelegt hat. In unserer heutigen Gesellschaft für mich unabdingbar.
Hast Du einen Lieblingsverein?
Ich bin bekennender Fan von Schalke 04. Durch meine Trainertätigkeit hat sich aber auch da der Blickwinkel etwas verändert. Ich sehe Schalke Spiele heute nicht mehr nur aus reinen Emotionen heraus. Sondern auch als Trainer. Achte auf Systeme, Lauf-und Passwege etc. Generell schaue ich gerne guten Fußball. Und darum sehe ich mir auch mal gerne andere Spiele an. Sofern es die Zeit zulässt.
Was war dein größter Erfolg als Trainer?
Sportlich gesehen war meine Zeit in Viktoria Resse sicherlich die erfolgreichste. Wir sind innerhalb von 3 Jahren von der Bezirksliga über die Landesliga in die Westfalenliga aufgestiegen. Diese Zeit werde ich sicherlich nicht vergessen. Und das schöne daran ist das es einem ja niemand wegnehmen kann. Es gibt aber darüber hinaus auch weitere Ziele. Spieler zu entwickeln, Vereinsleben zu entwickeln etc. Wie bereits erwähnt versuchen wir ja alle gemeinsam bei den Sportfreunden ein besseres Miteinander herzustellen. Aller Teams, aller Mannschaften, Sponsoren, Fans..… so das jeder weiß mit wem habe ich es hier eigentlich gerade zu tun. Es reicht nicht immer nur zu sagen wir sind ein familiärer Verein. Sondern man muss es auch leben, verbessern und zeigen. Ein Vorstand alleine kann das nicht schaffen. Wir Trainer aller unserer Mannschaften können es aber vorgeben, den Spielern vermitteln aufeinander zuzugehen. Und am Ende steht dann hoffentlich auch ein Erfolg. Ein anderer als der rein sportliche Erfolg.
Welche Worte möchtest du dem Verein und deinen Teams zum Abschluss noch mit auf den Weg geben?
Mein Team weiß welcher Satz mir sehr wichtig ist. Wir haben es verschriftlicht an alle ausgehändigt. "So wie eine Mannschaft die Kabine verlässt zeigt sich Ihr Charakter". Meine Mannschaft versteht mittlerweile was ich damit meine. Aktuell empfinde ich es so das wir alle gemeinsam auf einem guten Weg sind. Ich glaube das es vielen Spaß macht zu uns nach Wanne zu kommen. Nicht nur wegen Fußball sondern auch wegen vielem drum herum. Ich wünsche mir das der gesamte Verein diesen Weg weiter geht.
Danke Conni !